Bis vor kurzem existierte das Thema Steuerresidenz in Ungarn nur auf Papier auf der Grundlage von Steuergesetzen und internationalen Steuerabkommen, und seine Prüfung stand nie im Mittelpunkt von Steuerprüfungen. Dies hat seit Anfang der 2000er Jahre zu einer kleineren Auswanderungswelle" geführt - hauptsächlich in die Slowakei oder nach Malta. Zumindest nach den Adressregistern.

In jüngster Zeit haben jedoch mehrere Fälle gezeigt, dass die steuerliche Zugehörigkeit von Einzelpersonen für die Steuerbehörde doch kein unberührter Bereich mehr ist. So untersuchte die Steuerbehörde in knapp einem Jahr den steuerlichen Wohnsitz einer Person, die ins Ausland gezogen" war. Dabei kam er auch zu dem Schluss, dass die Person ihren Steuerwohnsitz nur förmlich geändert hatte, indem sie auch die Zellinformationen des Telefons der Person analysierte. Und die Kurie – die höchste gerichtliche Instanz in Ungarn - hat das Verfahren der Steuerbehörde sogar abgesegnet.

Warum ist Steuerwohnsitz so wichtig?

Weil das Land, in dem eine Person steuerlich ansässig ist, das gesamte Einkommen dieser Person besteuern kann - unabhängig davon, woher das Einkommen stammt. Eine Ausnahme bilden jedoch bestimmte Einkommensarten im Rahmen von Doppelbesteuerungsabkommen, da die Übereinkommen auch die Besteuerung des Herkunftslandes" für bestimmte Einkommen vorsehen. In diesem Fall befreit das Wohnsitzland das ausländische Einkommen entweder von der Besteuerung oder schließt ausländische Steuern ein.

Aber in welchem Land wohne ich?

Entgegen den weit verbreiteten Missverständnissen legen die nationalen und internationalen Steuervorschriften in dieser Hinsicht vor allem Wert auf die tatsächlichen Umstände und nicht auf die leicht zu ändernden Formalitäten und Aufzeichnungen.

Zuallererst bestimmt die interne Gesetzgebung des jeweiligen Landes, wer im jeweiligen Land ansässig ist. Dies kann auf der Staatsbürgerschaft, dem ständigen Wohnsitz, dem gewöhnlichen Aufenthalt, der Aufenthaltserlaubnis und vielen anderen Faktoren beruhen. Und wenn eine Person nach den internen Vorschriften als in mehr als einem Land ansässig angesehen wird, legen die abgestuften Regeln der Doppelbesteuerungsabkommen fest, welches Land die Option der Besteuerung von Einwohnern behalten kann.

In einem solchen Fall ist die Person hauptsächlich in dem Land ansässig, in dem sie ihren ständigen Wohnsitz" hat. Wenn jemand seine Adresskarte irgendwo hat, entscheidet diese die Frage des ständigen Wohnsitzes an sich noch nicht.

Bei mehreren "ständigen Wohnsitzen" wird der Wohnsitz durch den Ort bestimmt, an dem sich die vitalen Interessen des Einzelnen befinden. Dies ist ein äußerst schwieriges und subjektives Kriterium. Dies liegt daran, dass das Land untersucht wird, mit dem der Einzelne durch die engsten persönlichen, Eigentums-, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren verbunden ist - die oft nicht zusammenfallen (z. B. wenn jemand im Ausland arbeitet, seine Familie jedoch zu Hause geblieben ist).

Die sogenannte 183-Tage-Regel" sollte erst danach analysiert werden. Das heißt, wenn eine Person mehr als einen ständigen Wohnsitz hat und das Zentrum lebenswichtiger Interessen nicht eindeutig bestimmt werden kann, befindet sich der Wohnsitz der Person dort, wo sie den größten Teil des Steuerjahres verbringt. Aber so weit kommen wir selten.

Wie kann jemand jetzt in einem anderen Land wohnen?

Basierend auf den oben genannten Kriterien erfordert ein relativ sicherer" Wohnsitzwechsel auch angesichts der dünnen Rechtsprechung einen Umzug ins Ausland für mindestens zwei Jahre, wobei dort der Aufenthalt auch lebensführend sein muss – samt Angehörige und Hausrat - und nicht mehr als zwei Monate im Jahr in Ungarn verbracht werden sollte. Andernfalls wäre es für einen ungarischen Staatsbürger, der das Land verlässt, schwierig zu argumentieren, dass sich das Zentrum seiner Interessen ins Ausland verlagert hat.

Und was ist mit digitalen Nomaden?

Die Produkte des heutigen Arbeitslebens sind die sog. digitalen Nomaden, Softwareentwickler, die jedes Jahr um die halbe Welt reisen und sich als steuerlos betrachten. Entziehen sie sich wirklich der Besteuerung? Es ist in der Tat schwieriger, für solche Personen einen steuerlichen Wohnsitz zu errichten, aber nach den Steuervorschriften gibt es immer - es muss - ein Land geben, das am vernünftigsten einen Wohnsitz begründen lässt. Und wenn sich dieses Land möglicherweise nicht für den Nomaden meldet, kann sich für die noch unbezahlten Steuern ein anderes Land interessieren".

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